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Zertifizierungen in der Kardiologie im Kontext medizinischer und gesundheitspolitischer Entwicklungen

Diskussionsbeitrag der Arbeitsgemeinschaft Leitende Kardiologische Krankenhausärzte (ALKK) aus Sicht nicht-universitärer kardiologischer Krankenhäuser von Grund- bis Maximalversorger

Die medizinische Entwicklung in der Kardiologie verläuft besonders rasant mit immer neuen, Diagnostik- und Therapieverfahren. Die kardiologischen Fachgesellschaften gestalten die dadurch entstehenden Subspezialisierungen jenseits der Facharztweiterbildung mit, indem sie Curricula und Zertifizierungen einrichten. Vor dem Hintergrund der politischen Bestrebung, nach dem Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) 2016 „Qualität“ zum Instrument der Versorgungssteuerung und Bezahlung zu machen, gewinnt die Diskussion um Zertifizierungen eine besondere Brisanz. Fachgesellschaften, die in diesem Prozess eingebunden sind, kommt eine besondere Verantwortung zu wirtschaftlich motivierten Fehlentwicklungen keinen Vorschub zu leisten, sondern jenseits plakativer Argumente auf eine gute, auf wissenschaftlicher Evidenz basierende Patientenversorgung zu insistieren.

Zertifizierungen sind häufig einseitig auf große Kliniken fokussiert. Für die bundesweite Versorgung kardiologischer Patienten und Leistungsvielfalt der Kardiologie spielen sowohl kleine (Grund-/Regelversorger), mittlere (Schwerpunktversorger) als auch große Kliniken (Maximalversorger) eine Rolle. Die Arbeitsgemeinschaft Leitende Kardiologische Krankenhausärzte (ALKK) vertritt das breite Spektrum der Kliniken, welche bundesweit flächendeckend die stationäre Versorgung sicherstellen. Der vorliegende Artikel beleuchtet die Entwicklung von Zertifizierungen im Kontext der medizinischen und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen in einem kritischen Diskurs. Die ALKK leitet daraus einen Vorschlag ab, wie die Krankenhaus-Kardiologie in ein einheitliches, strukturell stringentes, alle Klinik-Kardiologen integrierendes Zertifizierungs-Konzept gefasst werden könnte. Dieses könnte auf Wunsch zukünftig in ein umfassenderes Konzept aller Kardiologen (z.B. Niedergelassene Kardiologen, Universitätskliniken) oder alle Herzmediziner (z.B. Herzchirurgen)
eingebracht werden.

In den letzten Jahren nahm das Angebot von Zertifizierungen kardiologischer Kliniken oder Ärzten durch die Fachgesellschaft kontinuierlich zu. Häufig fiel dabei das Augenmerk auf die Erbringung ausgewählter, besonderer Leistungen, wie sie in größerer Anzahl an Universitätskliniken oder Kliniken der Maximalversorgung erbracht werden. Im Herzbericht der Deutschen Herzstiftung 2016 [1] werden bundesweit 483 Kliniken mit mindestens einem Herzkatheterlabor ausgewiesen. In der Kardiologie stehen den 36 Universitätskliniken somit 447 nicht-universitäre Krankenhäuser mit einer invasiven Kardiologie gegenüber. Gemeinsam mit weiteren kardiologischen Fachabteilungen ohne Herzkatheterlabor und mehr als 100 kardiologischen Rehabilitationskliniken [2] stellen diese die Basis der kardiologischen stationären Versorgung in Deutschland dar. Die Arbeitsgemeinschaft Leitende Krankenhausärzte e.V. (ALKK) vertritt das breite Spektrum dieser Kliniken, vom Grund- und Regelversorger bis zum Maximalversorger (42 nicht-universitäre Kliniken mit Herzchirurgie).

Die Entwicklung von Zertifizierungen in der Kardiologie resultiert zum einen aus der zunehmenden (Sub-)Spezialisierung der Medizin, bzw. der Kardiologie. Andererseits findet sie statt in einem Umfeld sich ändernden politischen Rahmenbedingungen hin zu einer zunehmenden Regulierung der ärztlichen Behandlung. Der vorliegende Artikel stellt im ersten Teil den Status quo dieser Entwicklungen dar. Im zweiten Teil soll ein kritischer Diskurs die plausible Annahme der Qualitätsverbesserung durch Zertifizierungen auf dessen Instrumentalisierung durch andere, beispielsweise ökonomische oder gesundheitspolitische, Zielsetzungen hinterfragen. Der dritte Teil des Artikels, bezieht basierend auf diesen Überlegungen, Stellung, was aus Sicht der durch die ALKK vertretenen Versorgungs-Krankenhäuser bei der Einführung von Zertifikaten in der Kardiologie berücksichtigt werden sollte.

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