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38. Deutscher Krankenhaustag in Düsseldorf – Zweiter Kongresstag

Düsseldorf, 17. November 2015 – Der zweite Tag des Deutschen Krankenhaustages widmete sich in zwei Foren den Fragestellungen der Qualität. Dr. Christof Veit, Leiter des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), hob vor den Besuchern des Krankenhaus-Träger-Forums hervor, dass Qualität ein wesentlicher Parameter für Patienten, aber eben auch für Mitarbeiter in Krankenhäusern sei. Die Zukunft unseres Gesundheitswesens würde sich nicht an der Frage, ob wir genug Geld, sondern ob wir Mitarbeiter hätten, entscheiden. Für Veit stellt die im Krankenhausstrukturgesetz verankerte Möglichkeit der qualitätsorientierten Vergütung ein heißes Thema dar, könne sie doch mehr Schaden als Nutzen anrichten. Dauerhaft könne man nicht schlechte Qualität durch finanzielle Sanktionen bestrafen. Das Thema Qualität sei vital wichtig für die Krankenhäuser, betonte Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Wesentlich sei aber, dass die Debatte nunmehr mit Augenmaß geführt werde.

Mit einem entscheidenden Aspekt von Qualität befasste sich auch das Symposium des Berufsverbandes Deutscher Internisten, indem es der Frage nachging: „Was ist (messbare) Qualität in der Medizin?“. Angesichts der Gratwanderung zwischen Patientennutzen, Ansprüchen zur wirtschaftlichen Steuerung und Missbrauchspotential stelle sich die Frage, wer den Begriff der Qualitätsmessung zu welchem Zweck, also „cui bono?“, nutze, führte Prof. Dr. Hans-Martin Hoffmann, Städtisches Klinikum Solingen, in die Thematik ein. Ergänzend forderte Dr. Hans-Friedrich Spies, Kanzlei Hahne in Frankfurt: „Wir müssen uns um gute Messbarkeit bemühen, denn Qualitätsmessbarkeit ist auch Rechtssicherheit.“ In seinem Referat über „Qualitätsindikatoren der Krankenhauskonzerne“ plädierte PD Dr. Michael A. Weber, Vizepräsident des Verbandes der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK) für mehr Versachlichung und dafür, wegzukommen von medialer Skandalisierung. „Wir Ärzte sind selbstbewusst genug, uns einer Qualitätsdiskussion zu stellen“, so der Kardiologe. „Das Problem ist, dass uns Einzelfälle standardisiert vorgehalten werden.“ Sein Fazit: „Die Qualitätssicherung der Klinikkonzerne ist beispielhaft, aber die Arbeitsverdichtung und das Hamsterrad sind das größte Problem.“

In der Veranstaltung „Innovationsschub Telemedizin“ konnten sich die Besucher über Trends und neueste Anwendungsbeispiele im Krankenhausbetrieb informieren. Bundesweit seien derzeit mehr als 200 verschiedene Telemedizinprojekte in der Umsetzung. Für Dr. Olaf Müller vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden seien dies jedoch zumeist medizinisch eng definierte, zeitlich befristete und lokal begrenzte Insellösungen. „Jedes Projekt wird technisch anders umgesetzt, ist anders finanziert, anders organisiert und mit jeweils anderen IT-Systemen zu erreichen“, sagte Müller. Das EU-Modellprojekt „CCS Telehealth Ostsachsen“ gehe jetzt einen anderen Weg. Als europaweit einmaliges, offenes und überregionales Telematik-Netzwerk wurde dazu eine breit angelegte, offene IT-Infrastruktur für diverse medizinische Fachgebiete aufgebaut. „Es umfasst rund 1,6 Millionen Einwohner und ist damit das größte Telemedizinprojekt in Deutschland und in Art und Umfang europaweit einmalig“, so Müller. Im Mittelpunkt stünde dabei die Versorgung einer alternden Bevölkerung vor allem in ländlichen strukturschwachen Räumen. Medizinische Beispielanwendungen würden zunächst im Bereich „Tele-Stroke“, „Telecoaching“ und „Telepathologie“ umgesetzt.

Der 38. Deutsche Krankenhaustag bietet bis zum 19. November 2015 Experten und Praktikern im Krankenhauswesen eine interdisziplinäre Plattform, Konzepte und Visionen für das deutsche Krankenhauswesen zu diskutieren. Das ausführliche Kongress-Programm steht unter www.deutscher-krankenhaustag.de als PDF-Datei zum Herunterladen bereit.

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