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DNVF kritisiert IQTIG-Vorschlag massiv

Das im vergangenen Jahr gegründete IQTIG hat einen Vorschlag für Qualitätsindikatoren in Umlauf gebracht. Noch ist nichts offiziell, doch die Kritik wird immer heftiger – auch öffentlich.

Das Institut für Qualität und Transparenz von Gesundheitsinformationen (IQTIG) steht enorm unter Druck. Bis Ende August muss es dem Gemeinsamen Bundesauschuss (GBA) ein Konzept für planungsrelevante Qualitätsindikatoren vorlegen. Denn vor allem die Krankenkassen wollen schnell handfeste Indikatoren, mit denen sich Ergebnisqualität messen lässt und anhand derer Leistungserbringer auch sanktioniert werden können. Bereits vergangene Woche hatte das IQTIG einen Vorbericht in Umlauf gebracht. Fachgesellschaften, Krankenhausgesellschaften, Ärztekammer und weitere Institutionen waren dazu aufgerufen, das 188-Seiten-Papier bis Ende Juli zu kommentieren – vertraulich. Die meisten Institutionen wollen deshalb öffentlich nichts zum laufenden Verfahren sagen. Eine Ausnahme ist das Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF), das seine 20-seitige Stellungnahme bereits online gestellt hat. Darin kritisiert das Netzwerk vor allem die Auswahl der Leistungsbereiche und die Einführung des Begriffs der Patientengefährdung.

DNVF prescht mit Kritik vor

In der Stellungnahme heißt es, die ausgewählten Leistungsbereiche Herzchirurgie und Frauenheilkunde mit den Schwerpunkten Brustkrebs und Perinatologie spielten für die großen Probleme der Krankenhausplanung – kleine Krankenhäuser in Ballungsgebieten – kaum eine Rolle, moniert das DNVF. Hintergrund: Das IQTIG hat offenbar Indikatoren gewählt, die relativ repräsentativ für die Arbeit einer Abteilung sind, allerdings, so die Kritik, werden durch diese Indikatoren über ein Drittel der Kliniken gar nicht erfasst, weil sie die drei Abteilungen Geburtshilfe, Gynäkologie und Herzchirurgie nicht betreiben.

DNVF: Vorschläge gehen am modernem Fehlerverständnis vorbei

Weiterhin kritisiert das DNVF den im IQTIG-Vorschlag verwendeten Begriff der Patientengefährdung. Das Institut würde mit Schuldzuweisung und Sanktion arbeiten, und „dem modernen Fehlerverständnis, das die Analyse von Schadensfällen, die Fehlerkette und Systemursachen in den Mittelpunkt stellt“, diametral entgegenstehen. „Die positive Entwicklung, die das Thema Patientensicherheit in den letzten Jahren genommen hat, wird hierdurch in Frage gestellt.“ Der, Begriff, so die Befürchtung vieler Kliniklobbyisten, solle eine rechtliche Grundlage für Zwangsschließungen von Kliniken liefern. Gut möglich, dass der Begriff in einer finalen Version nicht mehr auftaucht, denn auch andere Institutionen haben intern schon heftige Kritik an ihm geübt.

Das DNVF ist laut Paragraf 137a Abs. 7, SGB V in das Stellungnahmeverfahren zu den IQTIG-Berichten eingebunden. Vorsitzender ist der Versorgungsforscher Edmund A.M. Neugebauer. Im Vorstand sitzt unter anderem Matthias Schrappe, der bis 2011 im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung des Gesundheitswesens saß.

IQTIG hält sich bedeckt

Das IQTIG wollte sich zum Verfahren bisher nicht äußern. In einer Mitteilung von Mitte Juni heißt es lediglich: „Die Dokumentation für die externe Qualitätssicherung soll künftig merklich reduziert werden. Dazu wird in einem ersten Schritt die Menge der zu dokumentierenden Daten im Erfassungsjahr 2017 um zehn Prozent reduziert. Gegenüber dem Erfassungsjahr 2016 fallen damit insgesamt 214 Datenfelder weg.“ Der GBA will im Dezember 2016 einen Beschluss zu den planungsrelevanten Qualitätsindikatoren fassen.

Quelle: www.kma-online.de

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